Foto: Oliver Leu
Der Medicane Sorbas verwehte und durchnäßte den Spartathlon 2018
Nachdem ich 8 Tage Urlaub bei griechischen Freunden in Messolonghi im westlichen Griechenland gemacht habe, hat mich mein Gastvater Thanasis als Betreuer zu meinem 8. Spartathlon ins 260 km entfernte Athen begleitet. Die diesjährige 36. Auflage dieses 246 km langen Ultralaufes hatte es wettertechnisch selbst für den Veranstalter mit bisher nie dagewesenen, ungewöhnlichen Bedingungen in sich. Bei der obligatorischen Regelbesprechung, die einen Tag vor dem Rennstart stattfindet, hat der Organisator von stärkeren Winden und Regen gesprochen, der auftreten kann. Das sollte sich im Rennverlauf als deutliche Untertreibung herausstellen.
Am Freitag, dem 28.09. versammelten sich morgens um 7 Uhr 381 Läufer zum Start am Odeon Herodes Atticus neben der Akropolis im Herzen Athens gelegen, um sich auf den Spuren des antiken Botenläufers Pheidippides auf den Weg nach Sparta zu machen. Nach historischen Aufzeichnungen soll Pheidippides vor ca. 2500 Jahren nach dem Start in Athen bei Morgendämmerung sein Ziel im ca. 246 km entfernten Sparta vor Sonnenuntergang des Folgetagen erreicht haben. Somit wurde dann auch eine maximale Laufzeit von 36 Stunden für diesen Lauf festgelegt. Die Aufgabe dieses antiken Läufers war für die Geschichte der Hellenen von bedeutender Wichtigkeit. Sollte er doch um soldatische Unterstützung beim spartanischen König Leonidas im Kampf der Athenen gegen die Perser bitten. Der Kampf wurde gewonnen und die Perser zurückgedrängt. Anfang der 80er Jahre haben auf Grundlage dieser Aufzeichnungen drei britische Luftwaffenoffiziere diesen Ultralauf probiert, geschafft, und in der Folge wurde 1983 der erste offizielle Spartathlon mit etwa 50 Teilnehmern durchgeführt.
Heute haben die Athleten natürlich deutlich bessere Bedingungen und bei weitem nicht solch eine heroische Aufgabe wie damals Pheidippides zu erfüllen. Auf der Strecke gibt es alle 2 bis 6 km Versorgungsstationen mit allen nötigen Dingen, und ein Austieg ist auch jederzeit ohne weitreichende Folgen möglich. Bei meinen bisherigen 7 Teilnahmen (eigentlich sollten es 8 sein, aber im Jahr 2016 bin ich leider vor Ort in Athen von einem fiebrigen Infekt am Start gehindert worden) war in der Regel trockenes, warmes Wetter mit Spitzentemperaturen zwischen 27-37 Grad. Das sind die Bedingungen die ich sehr mag. Dieses Jahr war es mit maximalen Temperaturen von knapp über 20 Grad mild, was eine sehr hohe Finisherquote zur Folge hat. Normalerweise steigen 50-70 % der Starter wegen zu warmer Temperaturen aus. 2017 waren es in der Nacht und am zweiten Renntag ebenso deutlich kühlere Temperaturen. Dieses Jahr sind mit 238 Athleten knapp 63% angekommen.
Die Windgeschwindigkeiten waren in Böen teilweise bis 120 km/h und Niederschlagsmengen von 150-200 Liter/Quadratmeter und Tag. Es hat für die meisten Teilnehmer mindestens die Hälfte der gesamten Laufzeit geregnet. Für die Langsameren umso länger, da am zweiten Lauftag der Medicane erst richtig aufzog. Man hatte die Wahl zwischen mit Plastikcape laufen (feucht-warm) oder ohne Plastikcape laufen (feucht-kalt). Beides war ekelig, aber mit Cape hat man wenigstens nicht so stark gefroren.
Ich war froh, als der Lauf beendet war. Anstrengend ist es immer, nur im Zielbereich, wo normalerweise viele Menschen warten und klatschen und jubeln stand leider fast niemand. Als ich ankam, kamen zu meiner Ehrung 3-4 Leute aus ihrer Regendeckung, um mich zu ehren. Danach wurdeich sehr schnell in die Erste-Hilfe-Zone gebracht, eher um vor dem Regen Schutz zu finden und glücklicherweise nicht, weil ich besonders hilfsbedürftig war. Anschließend wurde ich in mein Hotel gebracht, wo sich mein Kreislauf dann ein paar Stunden erholen konnte. Ich hoffe, daß ich nächstes Jahr mal wieder einen „normalen“ Spartathlon beenden kann. Der schnellste Mann war der Japananer Yoshihiko Ishikawa mit 22:54:40 Std., und bei den Frauen gewann Zsuzsanna Maraz aus Ungarn mit 27:04:28 Std. Meine Endzeit dieses Jahr war 28:21:41 Stunden.