Die Halbzeitbilanz für Gabriele Rost-Brasholz bei den 21. Senioren-Europameisterschaften der Leichtathleten in der Nähe von Venedig kann sich sehen lassen. Nach drei ihrer sechs geplanten Starts kann die W70-Athletin der LG Bremen-Nord bereits zwei Medaillen verbuchen.
Völlig überraschend war dabei der Vizemeister-Titel über 10 000 Meter auf der Bahn. Dabei hatte der Wettkampf im Küstenstädtchen Eraclea im Stadio Communale ganz unglücklich begonnen. Weil die Veranstalter die Startzeit kurzfristig nach hinten verlegt hatten, ohne die Athleten zu informieren, standen alle Läuferinnen der Altersklassen W70 und W75 zunächst vor einem verschlossenen Stadiontor und das morgens um 7.30 Uhr. Zweieinhalb Stunden später absolvierte Gabriele Rost-Brasholz, immer noch ohne Frühstück, die 25 Bahnrunden in 52:30,47 Minuten und musste sich lediglich ihrer Teamgefährtin Gudrun Vogl (Spvgg. Renningen) aus Baden-Württemberg mit 48:14,95 Minuten geschlagen geben. Die Zeit für die Nordbremerin bedeutete zugleich eine deutliche Verbesserung des eigenen Bremer Landesrekordes aus dem Jahr 2016 von 53:54,10 Minuten. „Seit fünf Jahren war ich auf dieser Strecke nicht mehr so schnell“, gab die 73jährige erfreut zu Protokoll.
Einen Tag zuvor ergatterte sich Gabriele Rost-Brasholz sogar die Goldmedaille und zwar in der Team-Wertung über vier Kilometer Cross. Im Parco del Pescatore von Caorle ging es um neun Uhr morgens im strömenden Regen über Stock und Stein, in 20:27 Minuten lief die LG-Nordlerin auf den Einzelplatz fünf. Zusammen mit Gudrun Vogl als Dritte in 18:34 und Maria Brigitte Nittel (SV Kirchzarten, Baden) als Vierte in 20:19 Minuten besiegte Gabriele Rost-Brasholz in der deutschen Mannschaft das Team von Großbritannien in der Wertung der addierten Zeiten.
Gleich zu Beginn der kontinentalen Titelkämpfe war Gabriele Rost-Brasholz über 1500 Meter in Eraclea nach 7:13,63 Minuten als Siebte ihrer Altersklasse ins Ziel gekommen. „Eine Zeit auf dem Niveau wie im vergangenen Jahr, damit bin ich hochzufrieden“, kommentierte die Nordbremerin ihren Meisterschaftsauftakt. Nach dem gestrigen Start über 800 Meter steht nun heute am Sonnabend der Einsatz in der 4x100-Meter-Staffel für das Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes auf dem Programm. Am Sonntag läßt Gabriele Rost-Brasholz die Meisterschaften mit dem Halbmarathon ausklingen und rechnet hier wiederum mit einer Mannschaftsmedaille. Alle drei Wettkämpfe finden in Jesolo, dem Hauptort der EM statt.
Unterdessen absolvierte Marc Gogol in der M50, exakt sieben Tage nach seinem 50. Geburtstag, den Zehnkampf in Caorle. Einem tollen ersten Tag bei rund 30 Grad und strahlendem Sonnenschein folgte ein zweiter Tag mit Gewitter, Regen und einem Temperatursturz auf rund 15 Grad. Hinzu kam eine chaotische Organisation mit beispielsweise allen 30 Athleten auf einer Stabhochsprung-Anlage oder im Diskusring, so daß sich der Wettkampf über rund 13 Stunden hinzog. "Ich habe in den acht absolvierten Disziplinen alles erreicht, was ich als einer der jüngsten M50er angestrebt hatte", begründete Marc Gogol seinen Abbruch des Zehnkampfes nach dem Stabhochsprung, den er auch wegen des Wetters nach übersprungenen 2,50 Metern bereits freiwillig beendet hatte. Zuvor sprangen eine DM-Quali im Weitsprung mit 5,26 Metern, die Landesrekorde im Hochsprung mit 1,69 Metern (zweiter Platz aller M50-Zehnkämpfer !) und über die 100 Meter Hürden mit 18,96 Sekunden heraus. Die Hürden-Zeit ist ebenfalls eine DM-Quali für 2020. Auch auf den vorsorglich für den Folgetag gemeldeten Einzelstart im Hochsprung verzichtete Marc Gogol in der Folge und stattete lieber der Lagunenstadt Venedig einen Besuch ab.